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4.4

Einstellarbeiten

Vorbemerkung: Das Programm ist so aufgebaut, dass Sie
normalerweise durch das Drücken der Taste ‚Weiter'
zum sinnvollsten nächsten Schritt geleitet werden. Dies gilt auch
für den Aufruf der Einstellbildschirme. Es macht schliesslich
wenig Sinn, den hinteren Einstellbildschirm aufzurufen, wenn die
Hinterachse gar nicht einstellbar ist.
Die Einstellarbeiten haben zusammengefasst das Ziel des zufrie-
denen Kunden. Dieses lässt sich in einer Prioritätenliste so
konkretisieren:
- Lenkrad steht beim Geradeasufahren gerade
- Fahrzeug zieht nicht auffällig in eine Richtung
- Kein erhöhter Reifenverschleiss.
Als Voraussetzung für erfolgreiche Einstellarbeiten sind wie
immer zu nennen:
- Keine defekten Teile / Teile mit zuviel Spiel mehr im Fahrwerk
- Messung mit Anlage in einwandfreiem Zustand (Niveau, Kali-
brierung) vorgenommen.
Sofern diese Punkte erfüllt sind und man keinen der in 4.2
genannten Bedienfehler macht, nimmt einem die Anlage einen
grossen Teil der Probleme ab: Man folgt dem Einstellbildschirm
und stellt die Werte bei gerade- und festgestelltem Lenkrad in die
Mitte des Sollwertbereichs.
Als mögliche Fehlerquellen bleiben zwei Punkte:
- Das Lenkrad ist entweder nicht wirklich gerade gestellt oder
verschiebt sich während der Einstellung. Hier ist die Benutzung
einer Lenkradwasserwaage (1 987 009 A74N, als Sonderzu-
behör erhältlich) hilfreich.
- Zuerst wird das Lenkrad nach Augenmaß gerade gestellt, man
muss hierzu auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Idealerweise den
Motor kurz anlassen und das Lenkrad mit immer kleiner werden-
den Ausschlägen in die gewünschte Position fahren. Das
Lenkrad mit dem Lenkradfeststeller in dieser Position fixieren.
Jetzt wird die Lenkradwasserwaage eingesetzt und die Libelle
mit Hilfe der schwarzen Rändelschraube in die Mitte der
Markierungen justiert. Die Position des Lenkrades wird hierbei
NICHT verändert ! Die Lenkradwasserwaage dient nur als
unabhängiger ‚Zeuge', ob sich das Lenkrad vor und nach dem
Einstellen bzw. sogar noch während der Probefahrt geradeaus
noch in der selben Position befindet. Hinweis: Wenn Sie aus
dem Auto aussteigen, ist die Blase nicht mehr in der Mitte der
Markierung. Das ist aber in Ordnung, sie muss erst dann wieder
dorthin zurückkehren, wenn Sie sich zur Probefahrt wieder
hineinsetzen.
AD G9001 N
29.10.08
- Symmetrie im Spurspiel an der Vorderachse nicht richtig ge-
troffen. Es geht hier um die Bewegungsfreiheit, die das Rad in
Spurrichtung TROTZ FESTGESTELLTEM LENKRAD hat. Bei
fabrikneuen Fahrzeugen handelt es sich dabei um kaum mehr
als +/- 1' und ist damit eigentlich vernachlässigbar. Mit zuneh-
mender Laufleistung oder bei besonderem Verschleiss kann
dieses Spiel aber auch bis +/- 10' anwachsen.
Ein Beispiel mit einem Spiel von +/- 5' und positiver Gesamtspur:
Das kann bei korrekter Symmetrie bedeuten, dass bei der Fahrt
nach vorne eine Gesamtspur von +12' herrscht, bei der Fahrt
rückwärts aber eine Gesamtspur von +32'. Der Unterschied
erklärt sich damit, dass bei der Fahrt nach vorne das Spiel ‚nach
aussen' genutzt wird (dadurch wird der Einzelspurwert so klein
wie möglich), während es bei der Fahrt rückwärts ‚nach innen'
genutzt wird. Bei einem Mittelwert der Einzelspur von jeweils +11'
, also einer Gesamtspur von +24', bedeutet das eine Einzelspur
von minimal +6' und maximal +16'.
i Der Achsmessroboter misst das Fahrzeug grundsätzlich im
Fahrzustand vorwärts.
Was bedeutet das nun für den Fall der Spureinstellung:
Angenommen, die Gesamtspur des Fahrzeugs sei korrekt, aber
das Lenkrad steht bei Geradeausfahrt schief nach links (Situation
+7 / +7, rechts dargestellt). Das Messergebnis bei gerade
gestelltem Lenkrad könnte dann so aussehen (links):
Was einzustellen ist, scheint klar: Beide Räder sind um jeweils ein
halbes Grad nach links zu verstellen, sodass man bei gerade
gestelltem Lenkrad das gewünschte Ergebnis +7/+7 hat.
Und hier beginnt es problematisch zu werden. Während das
rechte Rad während des kompletten Einstellwegs -24 auf +7 am
äusseren Anschlag des Spiels bleibt (Fahrsituation vorwärts),
werden beim linken Rad die ersten 10' des Einstellweges nur
dazu benutzt, das Spiel von ganz aussen nach ganz innen
auszunutzen. Obwohl nach Einstellung zunächst das gewünsch-
te Ergebnis eintritt (links), wird sich dieses für das linke Rad
wieder verfälschen, sobald man mit dem Fahrzeug geradeaus
fährt, und damit das Spiel wieder von ganz innen nach ganz
aussen nutzt (rechts).
Wo liegt nun das Problem? Nicht unbedingt in der Gesamtspur,
die 10' höher wäre als beabsichtigt. Das sollte noch nicht
wahrnehmbar zu einseitigem Verschleiss führen. Wir betrachten
stattdessen, wie diese Spurwerte bei der Fahrt geradeaus ausse-
hen (per Definition fährt ein Fahrzeug dann geradeaus, wenn die
beiden vorderen Einzelspurwerte genau gleich sind):
Um zu diesen Spurwerten zu gelangen, wandert das Lenkrad
leicht nach links. Um einen Lenkradwinkel, der einer Spurände-
rung von 5' entspricht. Und dieser Lenkradwinkel ist für den
durchschnittlich kritischen Kunden auf jeden Fall sichtbar, Grund
zur Reklamation, Grund zur Nacharbeit.
Wie lässt sich das umgehen?
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